Betriebsräte/Vertrauensleute

Vertrauensleutewahlen 2024

Vertrauensleute bei CARIAD. Nah an den Kolleg_innen, auf Augenhöhe mit der Gewerkschaft

14.05.2024 | Im Juni werden bei CARIAD neue Vertrauensleute gewählt. Zwei Mitglieder des aktuellen Vertrauenskörpers haben mit uns über ihre Motivation und Perspektiven gesprochen.

Ania Peña Gauert bei der Aktivenkonferenz 2024 (Foto: Igor Pastierovic)

Cindy Fasanya (Foto: Privat)

Ania, Cindy, seid ihr ursprünglich aus Berlin? Wie gefällt euch die Stadt?

Cindy Fasanya: Ich komme ursprünglich aus Braunschweig und wohne mittlerweile seit ca. 3,5 Jahren in Berlin. Mittlerweile fühle ich mich hier sehr wohl und angekommen.

Ania Peña Gauert: Ich bin nach 15 Jahren Wolfsburg wieder nach Berlin zurückgekehrt. Das kulturelle und kulinarische Angebot sind unvergleichlich. Und ich mag es, schnell die Ostsee zu erreichen.

Seit wann seid ihr gewerkschaftlich aktiv?

Ania: Ich habe vorher bei Volkswagen gearbeitet und bin dort 2009 gleich zu Beginn meiner Beschäftigung Mitglied geworden. Dort war es undenkbar, sich nicht zu organisieren. Das habe ich anfangs kritisch gesehen. Aber es ist enorm von Vorteil, mit der IG Metall organisiert und informiert zu sein. In Wolfsburg habe ich die Vorteile, Teil einer so starken Community zu sein, schnell schätzen gelernt.

Und warst du dann auch von Anfang an aktiv?

Ania: Vertrauensfrau wurde ich erst später, das war in der Konzern-IT. Ich wollte mehr wissen über Tarifpolitik und die Hintergründe zum Thema Arbeitsvertrag.

Was hat dich dazu gebracht, der IG Metall beizutreten, Cindy?

Cindy: Im April 2021 wurde ich von einer ehemaligen Vertrauensfrau angesprochen, die das Unternehmen wechselte und eine Nachfolgerin suchte. Ich hatte mich vorher nicht wirklich viel mit der IG Metall auseinandergesetzt, fand die Möglichkeit, mich über die reguläre Arbeit hinaus zu engagieren, dann aber so überzeugend, dass ich direkt Mitglied geworden bin. Weil ich direkt als Vertrauensfrau eingestiegen bin, war ich von Anfang an aktiv. Relativ schnell wurde ich auch schon in die erste Tarifkommission gewählt, die es bei CARIAD gab. Das war im Herbst 2021.

Man sagt, Vertrauensleute bringen mehr Demokratie und Bewegung in den Betrieb. Was macht ihr als Vertrauensleute bei CARIAD? Wie würdet ihr eure primären Aufgaben beschreiben?

Cindy: Wir haben ein offenes Ohr und sind Sprachrohr, das die Belegschaft niedrigschwellig und informell ansprechen kann. Sich an den Betriebsrat zu wenden, erzeugt bei einigen oft das Gefühl, daraus direkt „eine große Sache“ zu machen, auch wenn sie sich im ersten Schritt vielleicht nur eine zweite Meinung einholen wollen. Hierfür kommen sie dann häufig auf uns Vertrauensleute zu. In der Begleitung von Tarifbewegungen und der Kommunikation während großer Transformationen nehmen wir darüber hinaus auch gestalterischen Einfluss auf unsere Arbeitsumgebung.

Ania: Genau, wir sind die Ohren und Augen der Belegschaft! Alle im Vertrauenskörper sind Multiplikatoren, wir sind in den Teams und können aufkommende Themen schnell an den entsprechenden Stellen platzieren und die Stimmung widerspiegeln. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Austausch mit den anderen Regionen, da wir auch standortübergreifende Teams haben.

Cindy: Als Vertrauensleute unterstützen wir uns gegenseitig. Über gemeinsame Seminare oder durch die Arbeit in der Tarifkommission sind wir auch in der IG Metall überbezirklich vernetzt.

CARIAD ist ein relativ junges Unternehmen. Seit wann gibt es die VL-Struktur bei euch?

Cindy: Die Vertrauenskörperstruktur gab es in den meisten Standorten schon recht früh, da sie aus ehemaligen Werkskolleg_innen gebildet wurden.

Ania: Ich bin als Konzernleihe der Marke Volkswagen zur CARIAD gewechselt. Da ich dort bereits Vertrauensfrau war, hielt mich nichts davon ab, diese Position auch in der CARIAD fortzusetzen.
Bis zu den offiziellen Wahlen des Vertrauenskörpers hat es in Berlin etwas länger gedauert. Die Rolle der Vertrauensleute war in Berlin komplett neu und musste sich erstmal beweisen. Inzwischen finde ich, ist dies uns gut gelungen.

Cindy: Hier in Berlin waren die Ausgangsbedingungen anders. Die meisten Kollegen kamen aus der Tech-Welt ohne Tarifbindung und mussten sich erst an die neue Welt mit Gewerkschaft und Tarif gewöhnen.

Welche Rolle spielt die Gewerkschaft bei eurer Arbeit als Vertrauensfrauen?

Ania: Die Gewerkschaft ist unser Hauptansprechpartner rund um die Tarifpolitik, denn dort gibt es das fundierte Wissen. Unser Austausch erfolgt immer auf Augenhöhe, das schätze ich sehr. Wir bekommen durch die Gewerkschaft auch die Möglichkeit, Einblicke bei anderen Tech-Firmen zu gewinnen und uns mit den Kolleg_innen dort auszutauschen. Unvergesslich war in dieser Hinsicht die letzte Aktivenkonferenz in Köpenick.

Cindy: Die Gewerkschaft ist ein elementarer Bestandteil. Klar, zum einen inhaltlich, aber auch zwischenmenschlich. Sowohl im Vertrauenskörper als auch in der Tarifkommission arbeiten wir mit tollen Kolleg_innen der IG Metall zusammen. Unsere Zusammenarbeit fußt auf Vertrauen und Gleichheit – und das merkt man auch.

Wie geht es jetzt nach dem Tarifabschluss zur Beschäftigungssicherung weiter?

Cindy: Der Entgeltrahmenvertrag ist zu Ende 2024 kündbar und bis Ende 2025 müssen wir über die CARIAD Ergebnisbeteiligung verhandelt haben. Außerdem haben wir uns mit der Arbeitgeberseite auf die Möglichkeit für Iterationen verständigt. Das heißt, wir können auch ohne Kündigung des Manteltarifvertrages, Änderungen vornehmen, sofern sich beide Seiten einigen. Aufgrund der großen Transformation war dies zuletzt nicht priorisiert worden. Bald wollen wir dies aber wieder angehen.

Seht ihr da mögliche Probleme auf euch zukommen?

Ania: Wir haben eine Initiative gestartet, all unsere Kommunikation bilingual oder vorzugsweise auf Englisch zu halten. Dabei ist es eine Herausforderung, auch die Inhalte korrekt wiederzugeben. Zum Glück bekommen wir auch hier auch Unterstützung von der IG Metall Berlin und wir tauschen uns auch mit native speakern unter den Kolleg_innen aus.

Cindy: Mit der Abschlagszahlung und der Beschäftigungssicherung bis 2029 haben wir in den letzten Tarifrunden schon tolle Erfolge verbuchen können, die gute Rahmenbedingungen für die nächsten Verhandlungen liefern. Aber Verhandlungen sind immer eine kleine Wundertüte – wir werden sehen, was auf uns zukommt.

Ania: Unabdingbar für alles weitere ist ein höherer Organisationsgrad in der Belegschaft. Wenn wir es schaffen, einen starken Zusammenhalt in der Belegschaft aufzubauen, können wir auch unsere Forderungen besser durchsetzen.

Wann werden bei CARIAD Vertrauensleute gewählt und was wünscht ihr euch für die nächsten vier Jahre?

Cindy: Wir wählen Anfang Juni 2024 neue Vertrauensleute. Ich wünsche mir, dass wir eine Menge aktiver und motivierter Kolleg_innen gewinnen können, um insbesondere Projekte hinsichtlich Information, Vernetzung und Internationalität umsetzen zu können. Dafür wollen wir auch stärker Themen wie Diversität, Frauen, Eltern oder die Situation internationaler Kolleg_innen bei CARIAD adressieren.

Ania: Wir wollen auch mehr in entsprechende Communities gehen, um auch dort den direkten Austausch zu ermöglichen. Vor allem wünschen wir uns viele neue und vor allem engagierte Kolleg_innen, die Lust haben unsere multikulturellen Vertrauenskörper verstärken.

Habt ihr zum Abschluss noch einen Tipp für andere Vertrauensleute (vielleicht insbesondere für weibliche Kolleginnen)?

Cindy: Einfach starten und Gespräche suchen, die Angebote der IG Metall wahrnehmen und wenn möglich eine enge Zusammenarbeit leben.

Ania: Unbedingt die Seminare für Vertrauensleute besuchen und nicht nur dort die Möglichkeit suchen sich zu vernetzen, denn das ist das A+O der Arbeit als Vertrauensfrau/-mann.

 

 

Cindy Fasanya, 29 Jahre alt, Projektleitung für Operation & Support Tools und Product Owner, kein BR Mitglied, Vertrauenskörperleitung und Mitglied der Tarifkommission

Ania Peña Gauert, 42 Jahre alt, Product Owner für Content Management und Lokalisierung, kein BR Mitglied, Vertrauenskörperleitung

Von: cm

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